So sollte man (uns) nicht behandeln!
Ein Brandbrief der Assistenzärzt*innenschaft zur Dienststrukturreform der Charité
3. September 2025
Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands der Charité, sehr geehrter Aufsichtsrat, sehr geehrte Vertreter*innen der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik, sehr geehrte Patient*innen,
das deutsche Gesundheitssystem befindet sich seit Jahrzehnten in einer strukturellen Krise, die maßgeblich auf ökonomisch geprägte gesundheitspolitische Entscheidungen zurückzuführen ist. Auch an unserer Klinik (wie an vielen anderen) wird seither nach Wegen gesucht insbesondere bei den Personalkosten Einsparungen vorzunehmen.
Vor diesem Hintergrund wurden jüngst Reformpläne zur ärztlichen Arbeitsstruktur vorgestellt, die unter Kolleg*innen erhebliche Verunsicherung und breiten Unmut ausgelöst haben. Diese Pläne wurden von einem vom Vorstand beauftragten externen Beratungsunternehmen erarbeitet und den Dienstplanverantwortlichen vorgelegt. Somit wurde das ärztliche Personal vor vollendete Tatsachen gestellt ohne Gelegenheit seine Expertise einzubringen und auf die absehbaren Probleme hinzuweisen.
Die Reform sieht eine Umstellung des Dienstsystems - verbunden mit einer „freiwilligen“ Erhöhung der Wochenarbeitszeit sowie der nächtlichen Zusammenlegung klinischer Bereiche vor. Als klinikübergreifendes Bündnis beziehen wir nun aus ärztlicher Perspektive gemeinsam Stellung zu diesen Entwicklungen. Die Rückmeldungen aus zahlreichen Gesprächen mit Kolleg*innen sowie die Ergebnisse einer charitéweiten Umfrage mit 671 teilnehmenden Ärzt*innen, rund einem Viertel der gesamten ärztlichen Belegschaft, verdeutlichen eindrücklich, wie tief die Sorge um die Qualität der Patient*innenversorgung und die zunehmende Arbeitsbelastung reicht.
Wir sind als ärztliche Angestellte der Charité im vergangenen Jahr gemeinsam für eine
Reduktion der Wochenarbeitszeit auf die Straße gegangen – von 42 auf 40 Stunden in Vollarbeit. Wichtig ist dabei zu betonen: Bereitschaftsdienste sind in dieser Zeit nicht enthalten, und es gibt weiterhin keine Obergrenze für die Länge einzelner Dienste. So kommt es, dass viele Kolleg*innen nach wie vor 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten.
Die nun vorgestellten Reformpläne zur Kosteneinsparung sehen eine Umstellung des Dienstsystems vor. Hierfür müsste allerdings ein erheblicher Anteil der Ärzt*innen einer Nebenabrede zur Verlängerung der Arbeitszeit zustimmen. Statt einer realen Entlastung bedeutet dies für viele eine „freiwillige“ Anhebung auf bis zu 48 Stunden im Schichtsystem – ein Signal, das nicht mit den Lebensrealitäten des ärztlichen Personals vereinbar ist. In unserer Umfrage lehnten 78% diese Maßnahme kategorisch ab! Gleichzeitig berichten Kolleg*innen von spürbarem Druck, die Nebenabrede zu unterzeichnen. Dabei wird häufig auf den Zugang zu wesentlichen Ausbildungsinhalten wie Operationen verwiesen. Eine solche Praxis belastet das Arbeitsklima beträchtlich.
Während sich die Debatte um Arbeitszeitmodelle zunächst „nur“ indirekt auf Patient*innen auswirkt, etwa durch übermüdete und weniger erholte Ärzt*innen, ist bei den geplanten strukturellen Verdichtungen der Arbeitsbereiche mit deutlich gravierenderen Konsequenzen zu rechnen. Kern des Konzepts ist eine drastische Verschlechterung der Betreuungsschlüssel: Künftig soll eine einzelne Ärzt*in durch die Zusammenlegung mehrerer Kliniken nachts deutlich mehr Patient*innen betreuen – verteilt über mehrere Stationen und Fachbereiche. 50% der Befragten äußert die Befürchtung, dass dies zu einer massiven Verschlechterung der Qualität in der Patient*innenversorgung führen wird.
Denn diese Sparmaßnahmen bedeuten für Patient*innen eine noch weitere Verschlechterung der aktuell bereits angespannten Versorgungssituation: noch längere Wartezeiten in überfüllten Notaufnahmen, in denen Menschen stundenlang auf ärztliche Hilfe warten müssen. Noch weniger Zeit für Gespräche mit Patient*innen, in denen Beschwerden, Sorgen oder wichtige Details zur Krankengeschichte geäußert werden könnten. Diagnostik und Therapie müssen unter ständigem Zeitdruck erfolgen – oft ohne die nötige Sorgfalt. Besonders dramatisch wird die Situation nachts: Wenn eine einzige Ärzt*in für bis zu 70 hochkomplexe und schwerkranke Patient*innen auf mehreren Stationen gleichzeitig zuständig ist, darunter auch aus fachfremden Bereichen, leidet nicht nur die Versorgungsgeschwindigkeit unter anderem bei medizinischen Notfällen, sondern zusätzlich auch die Qualität. Falsche Entscheidungen, Verzögerungen und Versorgungsfehler werden unter diesen Bedingungen unausweichlich. Nicht, weil Ärzt*innen versagen – sondern weil man ihnen Bedingungen aufzwingt, unter denen Fehler fast zwangsläufig passieren.
Bereits jetzt gibt mehr als die Hälfte der Ärzt*innen an, häufig erschöpft zu sein; 15 % arbeiten regelmäßig am persönlichen Leistungslimit oder darüber hinaus. Hinzu kommt eine wachsende Frustration: Viele erleben täglich, dass sie den berechtigten Erwartungen der Patient*innen und ihrem eigenen Anspruch an gute Medizin nicht mehr gerecht werden können. Dieses ständige Auseinanderklaffen von Anspruch und Realität zermürbt – und lässt viele zunehmend hoffnungslos zurück, weil sich trotz aller Warnungen nichts ändert. Die Folgen dieser Entwicklung sind alarmierend:
In unserer Umfrage erwägt ein Drittel der Befragten angesichts der geplanten Maßnahmen eine Kündigung!
Insbesondere angesichts des ohnehin bestehenden Ärzt*innenmangels kann die Charité es sich nicht leisten, wertvolles Personal durch unzureichende Arbeitsbedingungen zu verlieren! Vor diesem Hintergrund erscheint es dringlicher denn je, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Ärzt*innen ihrer Aufgabe einer bestmöglichen Versorgung der Patient*innen dauerhaft gerecht werden können. Denn die Verantwortung der Charité liegt nicht nur gegenüber ihrem Personal, sondern auch gegenüber den jährlich rund 960.000 Patient*innen, die uns ihre Gesundheit anvertrauen.
Uns ist bewusst, dass die finanziellen Mittel der Klinik begrenzt sind. Doch diese Situation ist das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Fehlentscheidungen. Die strukturelle Unterfinanzierung des Gesundheitssystems ist seit Langem bekannt und dokumentiert. Und dennoch wurde bewusst systematisch weggesehen. Verantwortung wurde verdrängt, Reformbedarf ignoriert, Warnungen überhört und das marode System kalkuliert weiter betrieben.
Die Folgen dieser Politik tragen nicht etwa die Verursachenden – sondern wir. Ärzt*innen,
Pflegekräfte und viele andere im Gesundheitswesen stemmen unter immer schlechteren Bedingungen eine medizinische Versorgung, die längst an ihre Grenzen stößt. Und mit jedem weiteren Tag, an dem nicht gehandelt wird, wächst die Belastung. Bereits jetzt werden gesetzlich verankerte Arbeitszeitgrenzen regelmäßig überschritten, stillschweigend und scheinbar folgenlos. Wir sagen klar: So geht es nicht weiter!
Die Politik muss endlich handeln – nicht morgen, nicht irgendwann im Rahmen von langatmigen Reformprozessen, sondern jetzt. Was wir brauchen, sind konkrete, kurzfristig wirksame Maßnahmen, die das Personal entlasten, Sicherheit schaffen und eine Perspektive bieten. Denn die Realität in unseren Kliniken duldet keinen Aufschub mehr. Wer jetzt nicht handelt, gefährdet nicht nur das Personal – sondern die Patient*innenversorgung als Ganzes.
Um die Versorgung dauerhaft zu sichern und den drohenden Schaden abzuwenden, braucht es klare Schritte.
Daraus ergeben sich folgende Forderungen an den Vorstand und Aufsichtsrat der Charité:
Eine Abkehr von allen Reformaspekten, die die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen der Ärzt*innen sowie die Versorgungsqualität verschlechtern.
Eine Besetzung der durch die Arbeitszeitreduktion entstandenen Lücken durch zusätzliches Personal, nicht durch Ausweitung von Bereitschaftsdiensten oder Arbeitszeitverlängerungen.
Eine Stärkung demokratischer Strukturen innerhalb der Klinik: Zukünftig sollen unmittelbar betroffene Berufsgruppen, in diesem Fall das ärztliche Personal, in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, etwa durch Umfragen oder andere Formen der Mitsprache, bevor weitreichende Strukturmaßnahmen umgesetzt werden.
Transparente Kommunikation und die frühzeitige Nutzung interner Expertise, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Eine ehrliche Darstellung der prekären Situation nach außen: Politik und Öffentlichkeit müssen stärker einbezogen werden, um die notwendigen Mittel für eine verantwortungsvolle Gesundheitsversorgung bereitzustellen.
Unsere Forderungen an die Politik:
Sofortige Maßnahmen zum Schutz des berlin- und bundesweiten Krankenhauspersonals, insbesondere durch eine kurzfristig wirksame, bedarfsgerechte und dauerhaft gesicherte Finanzierung ärztlicher und pflegerischer Stellen.
Die Einführung eines verpflichtenden Ärzt-Patient*innen-Schlüssels, der gesetzlich definiert und bundesweit einheitlich geregelt ist – zum Schutz der Patient*innensicherheit und zur Sicherstellung medizinischer Versorgungsqualität.
Ein konsequenter Schutz gesetzlich verankerter Arbeitszeitgrenzen – auch in der Realität des Klinikalltags. Recht darf nicht dauerhaft durch strukturelle Mängel ausgehebelt werden.
Wir sind überzeugt, dass die Charité nur dann ihrem Anspruch „Zusammen ein Ganzes“ gerecht werden kann, wenn auch die Stimmen derjenigen Gehör finden, die täglich die Versorgung der Patient*innen sicherstellen.
Die Assistenzärzt*innenschaft der Charité
Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands der Charité, sehr geehrter Aufsichtsrat, sehr geehrte Vertreter*innen der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik, sehr geehrte Patient*innen,
das deutsche Gesundheitssystem befindet sich seit Jahrzehnten in einer strukturellen Krise, die maßgeblich auf ökonomisch geprägte gesundheitspolitische Entscheidungen zurückzuführen ist. Auch an unserer Klinik (wie an vielen anderen) wird seither nach Wegen gesucht insbesondere bei den Personalkosten Einsparungen vorzunehmen.
Vor diesem Hintergrund wurden jüngst Reformpläne zur ärztlichen Arbeitsstruktur vorgestellt, die unter Kolleg*innen erhebliche Verunsicherung und breiten Unmut ausgelöst haben. Diese Pläne wurden von einem vom Vorstand beauftragten externen Beratungsunternehmen erarbeitet und den Dienstplanverantwortlichen vorgelegt. Somit wurde das ärztliche Personal vor vollendete Tatsachen gestellt ohne Gelegenheit seine Expertise einzubringen und auf die absehbaren Probleme hinzuweisen.
Die Reform sieht eine Umstellung des Dienstsystems - verbunden mit einer „freiwilligen“ Erhöhung der Wochenarbeitszeit sowie der nächtlichen Zusammenlegung klinischer Bereiche vor. Als klinikübergreifendes Bündnis beziehen wir nun aus ärztlicher Perspektive gemeinsam Stellung zu diesen Entwicklungen. Die Rückmeldungen aus zahlreichen Gesprächen mit Kolleg*innen sowie die Ergebnisse einer charitéweiten Umfrage mit 671 teilnehmenden Ärzt*innen, rund einem Viertel der gesamten ärztlichen Belegschaft, verdeutlichen eindrücklich, wie tief die Sorge um die Qualität der Patient*innenversorgung und die zunehmende Arbeitsbelastung reicht.
Wir sind als ärztliche Angestellte der Charité im vergangenen Jahr gemeinsam für eine
Reduktion der Wochenarbeitszeit auf die Straße gegangen – von 42 auf 40 Stunden in Vollarbeit. Wichtig ist dabei zu betonen: Bereitschaftsdienste sind in dieser Zeit nicht enthalten, und es gibt weiterhin keine Obergrenze für die Länge einzelner Dienste. So kommt es, dass viele Kolleg*innen nach wie vor 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten.
Die nun vorgestellten Reformpläne zur Kosteneinsparung sehen eine Umstellung des Dienstsystems vor. Hierfür müsste allerdings ein erheblicher Anteil der Ärzt*innen einer Nebenabrede zur Verlängerung der Arbeitszeit zustimmen. Statt einer realen Entlastung bedeutet dies für viele eine „freiwillige“ Anhebung auf bis zu 48 Stunden im Schichtsystem – ein Signal, das nicht mit den Lebensrealitäten des ärztlichen Personals vereinbar ist. In unserer Umfrage lehnten 78% diese Maßnahme kategorisch ab! Gleichzeitig berichten Kolleg*innen von spürbarem Druck, die Nebenabrede zu unterzeichnen. Dabei wird häufig auf den Zugang zu wesentlichen Ausbildungsinhalten wie Operationen verwiesen. Eine solche Praxis belastet das Arbeitsklima beträchtlich.
Während sich die Debatte um Arbeitszeitmodelle zunächst „nur“ indirekt auf Patient*innen auswirkt, etwa durch übermüdete und weniger erholte Ärzt*innen, ist bei den geplanten strukturellen Verdichtungen der Arbeitsbereiche mit deutlich gravierenderen Konsequenzen zu rechnen. Kern des Konzepts ist eine drastische Verschlechterung der Betreuungsschlüssel: Künftig soll eine einzelne Ärzt*in durch die Zusammenlegung mehrerer Kliniken nachts deutlich mehr Patient*innen betreuen – verteilt über mehrere Stationen und Fachbereiche. 50% der Befragten äußert die Befürchtung, dass dies zu einer massiven Verschlechterung der Qualität in der Patient*innenversorgung führen wird.
Denn diese Sparmaßnahmen bedeuten für Patient*innen eine noch weitere Verschlechterung der aktuell bereits angespannten Versorgungssituation: noch längere Wartezeiten in überfüllten Notaufnahmen, in denen Menschen stundenlang auf ärztliche Hilfe warten müssen. Noch weniger Zeit für Gespräche mit Patient*innen, in denen Beschwerden, Sorgen oder wichtige Details zur Krankengeschichte geäußert werden könnten. Diagnostik und Therapie müssen unter ständigem Zeitdruck erfolgen – oft ohne die nötige Sorgfalt. Besonders dramatisch wird die Situation nachts: Wenn eine einzige Ärzt*in für bis zu 70 hochkomplexe und schwerkranke Patient*innen auf mehreren Stationen gleichzeitig zuständig ist, darunter auch aus fachfremden Bereichen, leidet nicht nur die Versorgungsgeschwindigkeit unter anderem bei medizinischen Notfällen, sondern zusätzlich auch die Qualität. Falsche Entscheidungen, Verzögerungen und Versorgungsfehler werden unter diesen Bedingungen unausweichlich. Nicht, weil Ärzt*innen versagen – sondern weil man ihnen Bedingungen aufzwingt, unter denen Fehler fast zwangsläufig passieren.
Bereits jetzt gibt mehr als die Hälfte der Ärzt*innen an, häufig erschöpft zu sein; 15 % arbeiten regelmäßig am persönlichen Leistungslimit oder darüber hinaus. Hinzu kommt eine wachsende Frustration: Viele erleben täglich, dass sie den berechtigten Erwartungen der Patient*innen und ihrem eigenen Anspruch an gute Medizin nicht mehr gerecht werden können. Dieses ständige Auseinanderklaffen von Anspruch und Realität zermürbt – und lässt viele zunehmend hoffnungslos zurück, weil sich trotz aller Warnungen nichts ändert. Die Folgen dieser Entwicklung sind alarmierend:
In unserer Umfrage erwägt ein Drittel der Befragten angesichts der geplanten Maßnahmen eine Kündigung!
Insbesondere angesichts des ohnehin bestehenden Ärzt*innenmangels kann die Charité es sich nicht leisten, wertvolles Personal durch unzureichende Arbeitsbedingungen zu verlieren! Vor diesem Hintergrund erscheint es dringlicher denn je, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Ärzt*innen ihrer Aufgabe einer bestmöglichen Versorgung der Patient*innen dauerhaft gerecht werden können. Denn die Verantwortung der Charité liegt nicht nur gegenüber ihrem Personal, sondern auch gegenüber den jährlich rund 960.000 Patient*innen, die uns ihre Gesundheit anvertrauen.
Uns ist bewusst, dass die finanziellen Mittel der Klinik begrenzt sind. Doch diese Situation ist das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Fehlentscheidungen. Die strukturelle Unterfinanzierung des Gesundheitssystems ist seit Langem bekannt und dokumentiert. Und dennoch wurde bewusst systematisch weggesehen. Verantwortung wurde verdrängt, Reformbedarf ignoriert, Warnungen überhört und das marode System kalkuliert weiter betrieben.
Die Folgen dieser Politik tragen nicht etwa die Verursachenden – sondern wir. Ärzt*innen,
Pflegekräfte und viele andere im Gesundheitswesen stemmen unter immer schlechteren Bedingungen eine medizinische Versorgung, die längst an ihre Grenzen stößt. Und mit jedem weiteren Tag, an dem nicht gehandelt wird, wächst die Belastung. Bereits jetzt werden gesetzlich verankerte Arbeitszeitgrenzen regelmäßig überschritten, stillschweigend und scheinbar folgenlos. Wir sagen klar: So geht es nicht weiter!
Die Politik muss endlich handeln – nicht morgen, nicht irgendwann im Rahmen von langatmigen Reformprozessen, sondern jetzt. Was wir brauchen, sind konkrete, kurzfristig wirksame Maßnahmen, die das Personal entlasten, Sicherheit schaffen und eine Perspektive bieten. Denn die Realität in unseren Kliniken duldet keinen Aufschub mehr. Wer jetzt nicht handelt, gefährdet nicht nur das Personal – sondern die Patient*innenversorgung als Ganzes.
Um die Versorgung dauerhaft zu sichern und den drohenden Schaden abzuwenden, braucht es klare Schritte.
Daraus ergeben sich folgende Forderungen an den Vorstand und Aufsichtsrat der Charité:
Eine Abkehr von allen Reformaspekten, die die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen der Ärzt*innen sowie die Versorgungsqualität verschlechtern.
Eine Besetzung der durch die Arbeitszeitreduktion entstandenen Lücken durch zusätzliches Personal, nicht durch Ausweitung von Bereitschaftsdiensten oder Arbeitszeitverlängerungen.
Eine Stärkung demokratischer Strukturen innerhalb der Klinik: Zukünftig sollen unmittelbar betroffene Berufsgruppen, in diesem Fall das ärztliche Personal, in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, etwa durch Umfragen oder andere Formen der Mitsprache, bevor weitreichende Strukturmaßnahmen umgesetzt werden.
Transparente Kommunikation und die frühzeitige Nutzung interner Expertise, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Eine ehrliche Darstellung der prekären Situation nach außen: Politik und Öffentlichkeit müssen stärker einbezogen werden, um die notwendigen Mittel für eine verantwortungsvolle Gesundheitsversorgung bereitzustellen.
Unsere Forderungen an die Politik:
Sofortige Maßnahmen zum Schutz des berlin- und bundesweiten Krankenhauspersonals, insbesondere durch eine kurzfristig wirksame, bedarfsgerechte und dauerhaft gesicherte Finanzierung ärztlicher und pflegerischer Stellen.
Die Einführung eines verpflichtenden Ärzt-Patient*innen-Schlüssels, der gesetzlich definiert und bundesweit einheitlich geregelt ist – zum Schutz der Patient*innensicherheit und zur Sicherstellung medizinischer Versorgungsqualität.
Ein konsequenter Schutz gesetzlich verankerter Arbeitszeitgrenzen – auch in der Realität des Klinikalltags. Recht darf nicht dauerhaft durch strukturelle Mängel ausgehebelt werden.
Wir sind überzeugt, dass die Charité nur dann ihrem Anspruch „Zusammen ein Ganzes“ gerecht werden kann, wenn auch die Stimmen derjenigen Gehör finden, die täglich die Versorgung der Patient*innen sicherstellen.
Die Assistenzärzt*innenschaft der Charité